30.05.2025

Gedanken einer jungen Dichterin

Vor dem Fenster schleiert der Regen. Ich schaue zu. Denke an Fische; an zwei oder drei Sternzeichen; an das Mittelmeer, das übermäßig warm sein soll. Ich denke an meinen Regenschirm, der im Zug nach C. liegen geblieben ist und seitdem vermutlich pendelt. An Daniel, der für mich eine Ibis-Schnepfe gezeichnet hat. Vielleicht gibt es die ja wirklich. Genauso wie zwölf Arten, den Regen zu benennen: Platzregen, Landregen, Wolkenbruch, Nieselregen …
Ich stelle mir vor, wie die Moore der Zukunft aussehen. Vielleicht auch, wie die Zukunft der Moore aussieht. Frage mich, ob es da einen Unterschied gibt. Denke wieder an die Ibis-Schnepfe: Ist bestimmt ein komischer Vogel. Auf jeden Fall weird – irgendwie.
Draußen eilt eine Frau gebückt durch das Mistwetter. Rennt fast. Wie irgendwo hin, oder von irgendwo weg. Vieles ist möglich. Nach Hause vielleicht. Vielleicht zur BayWa nach Gummistiefeln. Ich stelle mir vor, wie sie die Stiefel anprobiert. Gelbe, blaue. Langer Schaft, kurzer Schaft. Vielleicht läuft sie auch aus Verzweiflung, vielleicht hat sie es in ihrer Wohnung nicht mehr ausgehalten. Vielleicht ist die Nässe die angenehmere Option. Oder sie wird irgendwo gebraucht, denke ich. Wünsche ihr das eigentlich.
Ich könnte auch irgendwo hingehen, denke ich. Ins Obergeschoss, vielleicht, wo es heller ist. Andererseits …
Tatsächlich lasse ich es bleiben. Der Tee dampft in der Tasse. Ich trinke einen Schluck. Man muss sich Optionen offen halten, habe ich mal gelesen. Tatsächlich ist fast alles möglich. Vielleicht besser, ich warte ab. Ich stelle mir vor, wie es ist, durch den Regen zu rennen.
Ah, das ist so scheiße: Das Wasser kommt die Kellertreppe hoch. Shit!
Braune Lachen kriechen wie glitschige Molche über die Fliesen im Flur. Suchen schleimig ihren Weg. 
Total nass, hier. Ich will das nicht! Auf keinen Fall!
Ist mir schlecht. …
Keine Optionen mehr, denke ich, nur noch realer Schlamm. Ich glaube, ich sollte nach oben. Wenn ich nur wüsste, wozu …